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IEFS

botlegende

 

IEFS
Botanische Legende
2007
12 analoge Fotografien, 40 x 60 cm

 
 

Die Bilder entstanden im Zuge einer mehrere Monate dauernden Expedition in der oststeirischen Gemeinde Walkersdorf. Auf der Suche nach den Bewohnern_innen fiel unser Blick auf die Gärten. Sie traten als trennende und verbindende, private und öffentliche Sphären vor das Auge.
In den Gärtner_Innen erkennen wir uns selbst wieder: das Vorgefundene wird da wie dort bearbeitet, umgestochen, zugschnitten, hervorgehoben...hier wie dort erkennt man vielfältig inspirierten Gestaltungswillen, eigene und kollektive Erfahrungen, den Wunsch zu kommunizieren, sich zu manifestieren.
Dort, wo beim gemeinsamen Betrachten der Gärten sich unsere verschiedenen Sehstrahlen trafen, setzten wir eine Leerstelle ein und fotografierten. Dies geschah im Zuge von Einladungen der Gartenbesitzer_Innen, mit denen ein gegenseitiges Einverständnis bestand.


 

 

Fragebogen IEFS

 

Wie würdest du euer Kollektiv beschreiben (Form+Inhalt, Aufgabe)?

 

Maki: Wir sind zwei Personen die aus ihren Interessen an der sie umgebenden Welt, dem Bedürfnis dieses zu verstehen und darüber zu kommunizieren und den Skills, die wir aufgrund unserer Biografien haben miteinander arbeiten (sprechen, handeln), ausgehen, verreisen, wandern.

Ursula: Wir sind zwei. Wir arbeiten in der Bewegung und nebenbei, also neben unserem Alltag in Erwerbsleben und Familie. Was uns treibt, sind die Fragen, die sich uns stellen, wenn wir über die Welt nachdenken. Wir wollen Antworten bekommen, Erklärungen dafür, was alle(s) -Gruppen, Vereine, Arbeitseinheiten, etc.- zusammenhält, während jede_r einzelne auf ihren oder seinen Individualismus besteht. Es gibt also etwas dazwischen und das ist (vielleicht?) unser Inhalt, unsere Aufgabe.

 

Kannst du etwas über die Entstehung erzählen?

 

M: Beim Aufenthalt in derselben Institution bemerkten wir übereinstimmende Beobachtungen und Fragen, die daraus erwuchsen. Sie erzeugten das Bedürfnis ein Forschungsinstitut zu gründen, das fragwürdige Dinge untersucht und abbildet

U: Zuerst hatte Maki die Idee das Forum Stadtpark abzubilden. Mit dieser Idee konnte ich nicht so viel anfangen, aber ich wollte mit Maki zusammenarbeiten, also wollte ich mehr über die Idee erfahren. Im Gespräch (im Spazieren) kam der Fragebogen ins Spiel und mir fiel ein, dass ich bei einem Biografieprojekt mit Kolleginnen vor dem Problem gestanden hatte, dass wir als Individuen, die andere befragten, eine unklare Rolle spielten (nämlich sowohl Projektleiterinnen als auch selbst Wesen mit Biografien zu sein) und es notwendig gewesen wäre, sich eine übergeordnete Gestalt zu verpassen. Also haben wir uns als Befragungsinstitut IEFS genannt.

 

Gibt es Vorbilder für Eure Zusammenarbeit? (wenn ja wer ist wer bei euch?)

 

M: Gilbert + George,wechselnde besetzung der rollen

U: Nein

 

Auf welcher Basis funktionieren die Beziehungen (Freundschaft, Genossenschaft, Mitstreitertum, Liebe)?

 

M: Freundschaft

U: Sehr innige Freundinnenschaft und die Bereitschaft, das ganze Leben der anderen als Teil der Zusammenarbeit zu betrachten.

 

Wie kommuniziert ihr?

 

M: Telefon, e-mail, live

U: Wir arbeiten in der Bewegung und nebenbei, also neben unserem Alltag in Erwerbsleben, Familie und Befindlichkeit. D.h.: wir telefonieren oder e-mailen um uns gegenseitig über Schritte am Laufenden zu halten; wenn wir uns sehen, denken wir laut im (Spazieren)Gehen, im Kochen, im Essen, im Basteln, im Gespräch; wir greifen die Gedanken, die eine von uns formuliert auf und versuchen sie im Verstehen weiterzuspinnen. Und ich finde diese Form des Arbeitens nicht nur gut, ich genieße sie auch. Manchmal verändern sich die Gedanken schon auf dem Weg von einer zur anderen. Manchmal schwingen sie von Anfang an einhellig. Sobald wir wissen, was wir tun können, tun wir es. Das Nichtgelingen ist kein Thema, aber der neue Ansatz zur Durchführung.

 

Gibt es Arbeitsteilung und welcher Art?

 

M: Anträge stellt nur Ursl

U: Die Arbeitsteilung wechselt, je nach Vorhandensein von Zeit- und Materialressourcen oder auch Aufenthaltsort und physisch/psychischem Befinden. Tendenziell gibt es immer Dinge, die ich anderen Tätigkeiten vorziehe und ich bin eher die, die einmal sagt: Genug gedacht, jetzt wird gemacht!, während Maki gut darin ist, die Zeit zu vergessen und Dinge immer noch und noch einmal zu umkreisen, bis sie dingfest gemacht sind. Maki hält mehr die Verbindung zum Kern der Dinge und ich bin eher die Antenne zur „Außenwelt“.

 

An welchen Stellen gibt es Konflikte ?

 

M: Terminprobleme, Kommunikationslücken oder -pausen

U: Wenn wir uns länger nicht gehört oder gesehen und Entwicklungen bei der anderen auf irgendeiner Ebene nicht mitbekommen haben, kann es sein, dass es zu Überforderungen kommt, die also mangels Kommunikation auftreten: Plötzlich bekomme ich einen Ball zugeworfen und hab eigentlich keine Hand frei.

 

(Definition „Arbeit ist...“)_ inwieweit gilt dieser Begriff, wie würdest du ihn erweitern?

 

M: der Begriff im Sinne von Erwerbsarbeit trifft für das, was wir machen nicht zu, wenngleich wir manchmal etwas verdienen oder einen Job erledigen; insofern handelt es sich mehr um Arbeit in einem philosophischen Sinn, der Möglichkeit bewussten Sprechens und Handelns, das durch das gemeinsame Arbeiten wesentlich erweitert ist, unter der Voraussetzung von Rücksicht und Vorsicht gegenüber der anderen.

U: Arbeit ist mit einem bestimmten Ziel verbunden. Arbeit ist die Vermittlung dessen, was gemeinsam passiert ist, an interessierte Andere (Einladungen, Treffen, Darstellungen). Arbeit ist alles was mit Geld zusammenhängt (Finanzierung, Abrechnung, Ein- und Verkauf). Diese Arbeit ist auch lustvoll. Das Schöpfen, Kreisen, Denken, Dichten, Versuchen, Ausprobieren usw. ist für mich nicht Arbeit sondern Tun; es passiert, wenn man es lässt.

 

Welchen Zusammenhang haben Arbeit und Identität für dich?

 

M: meine Identität ist durch das Kollektiv stabilisiert, die leidige Frage um eine Existenz als Monokünstlerin relativiert; gleichzeitig entsteht durch das gemeinsame Handeln, das in unseren oft partizipativen Projekten zu einer Identifizierung führt eine einigende und schützende Form (wir sollten mal so ein Ei bauen, so eine Art Raumstation für unser gemeinsames Ich)

U: Es vergeht kaum ein Tag, an dem mich nicht irgendwer nach meiner Arbeit fragt. Schon die Beantwortung dieser Frage ist für mich Arbeit: Es geht um Selbstdarstellung. Ich wäge also ab, wer die fragende Person ist, ob sie Arbeit als Berufstätigkeit oder als etwas versteht, das mich beschreibt. In einem Kurs habe ich die verbale Visitenkarte erlernt: „Ich heiße …. und bin …. (Beruf)“ – ohne lang nachzudenken. So ein Auftritt verschafft beiderseits die Sicherheit einer leicht lesbaren und in der Berufswelt zuordenbaren Identität, aber für mich bleibt es eine Rolle die ich spiele und die nur ein winziger Bruchteil von mir ist. Meine Identität wandelt sich, wächst und wird diffuser bis zur Unkenntlichkeit, oder bleibt in einem kleinen, klar umrissenen Rahmen. Und dies hat zu tun mit meiner Einschätzung von meinem Gegenüber.

 

Hat die Arbeit im Kollektiv Auswirkungen auf deinen Identitätsbegriff?

 

M: Ja. erstens glaube ich haben Zweifel an der Haltbarkeit eines individualisierten Identitätsbegriffes wie er da mitklingt zur Entstehung (Form + Inhalt !) von iefs geführt. Zweitens durch den freien geistigen Warenverkehr zwischen uns als Bedingung für die Entwicklung von Arbeiten, die Notwendigkeit zur Großzügigkeit bei deren Durchführung; Symbiont-Parasit-Wirt-Sein

U: Identität ist für mich bei mir das, was auf mich meinem Gefühl nach zutrifft, bei anderen das, was sie mir von sich preisgeben. Der Name ist dafür schon mal nicht unwichtig. IEFS hat gerade ein Namensproblem. Wir haben uns aus der Notwendigkeit heraus in unserer ersten Zusammenarbeit so benannt: Institut zur Erforschung des Forum Stadtpark. Aber der Name ist nicht mehr zutreffend, weil unsere Arbeit die benannten Grenzen längst überschritten hat und wir auch mit dem Forum Stadtpark kaum noch Berührungspunkte haben. Aber wie verfährt man mit einer Namensänderung, wenn andere uns unter einem bestimmten Namen (er)kennen? - In der Arbeit im Kollektiv nehme ich viele verschiedene Identitäten völlig selbstverständlich an und sie werden mir ebenso selbstverständlich auch zugestanden. Das hat meinen Umgang mit Identität gewandelt und entspannt: Sowohl lasse ich mich durch die mitunter perfekte Darstellung anderer weniger beeindrucken, als auch verzeihe ich mir selbst mangelhafte Selbstdarstellung. Es ist gut einen Kontext zu haben, in dem ich (fast) alle meiner Seiten auch einmal in den Vordergrund rücken oder ruhen lassen kann.

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